Das ABC des Güterverkehrs: Rangiertechnik im Überblick

Rangierbahnhof Maschen aus der Sicht von oben.

Das ABC des Güterverkehrs: Rangiertechnik im Überblick

Der Schlüssel für eine reibungslose Transportlogistik: Wie Güterzüge zusammengestellt werden.

Die Rangiertechnik bildet ein wichtiges Zahnrad in der modernen Logistikbranche und bestimmt, wie effizient Güter auf der Schiene transportiert werden. Mit „Rangieren“ bezeichnet man das Sortieren und Zusammenstellen von Güterwagen in einem Rangierbahnhof, um sie auf ihre Zielstrecken zu verteilen. Die Wagen werden mithilfe von Rangiertechniken bewegt, getrennt und auf die entsprechenden Gleise geleitet.
Eine gut organisierte Rangiertechnik ist der Schlüssel zu einer schnellen und präzisen Güterverteilung. Automatisierung, digitale Steuerungssysteme und innovative Gleisanlagen tragen dazu bei, den gesamten Prozess zu beschleunigen und Fehler zu minimieren. Doch fangen wir mit ein paar Grundbegriffen an.

Was bedeutet „Berg“ im Rangierbahnhof?

Der Ablaufberg, oft einfach als "Berg" bezeichnet, bildet das Herzstück eines Rangierbahnhofs. Diese kleine Erhebung muss eine Rangierlok die zuvor gesammelten Wagen hinaufschieben. Am höchsten Punkt angekommen, werden die Wagen voneinander getrennt und rollen durch den Schwung selbstständig den Berg hinunter. Unten werden sie über ein ausgeklügeltes Weichensystem auf die ihnen zugewiesenen Gleise verteilt.

Zwei Männer in orangefarbener Schutzkleidung besprechen sich im Gleisbett an einem Rangierbahnhof.

Gespräch am Ablaufberg: Ein Lokrangierführer und ein Rangierer besprechen die nächsten Wagenbewegungen an einem Rangierbahnhof.

Welche Berufsgruppen befassen sich mit dem Rangieren?

Das Rangieren von Güterwagen erfordert die Zusammenarbeit mehrerer spezialisierter Berufsgruppen. Angefangen mit dem Disponenten, der den gesamten Rangierprozess koordiniert und dem eine Schlüsselrolle zufällt. Bei ihm werden die Zugbildung vorbereitet, die Mannschaften eingeteilt und die einfahrenden Züge auf die Gleise des Bergs verteilt. Ab hier übernimmt der Zugsicherer, koppelt die bisherige Lok ab und die Rangierlok an. 

Rangiervorbereiter erstellen gemeinsam mit dem Disponenten Zerlegelisten für den Zug, die anschließend an die Mitarbeitenden am Berg weitergegeben werden. Bevor die Rangierlok aber die Wagen auf den Berg schieben kann, kommt der Wagenmeister ins Spiel: Er überprüft jeden einzelnen Wagen auf Schäden und ob die Ladung ordnungsgemäß gesichert ist.

Ein Einheits-Hemmschuh bremst ein Wagenrad auf einem Gleis.

Ein (Einheits-)Hemmschuh im Einsatz.

Am Berg selbst sind die Berglokführer für das Schieben der Wagen auf die Erhebung verantwortlich, während der Bergmeister die Trennung der Wagen an der Spitze überwacht. Die Weichenwärter steuern die Weichen, um die Wagen auf die richtigen Gleise zu leiten, und der Talmeister sorgt am Fuß des Ablaufbergs dafür, dass die Wagen sicher und korrekt auf den vorgesehenen Gleisen ankommen. Dazu zählt auch das Bremsen der Wagen mit den sogenannten Hemmschuhen. Es ist extrem wichtig, dass diese Berufsgruppen stets im engen Kontakt miteinander stehen, denn hat ein Wagen den Scheitelpunkt überquert, rollt er mit Hilfe der Schwerkraft unweigerlich hinunter. Jeder Mitarbeiter muss also zu jedem Zeitpunkt wissen, was am Berg vor sich geht, um die Sicherheit zu wahren.

Wie funktioniert das Kuppeln?

Für das Kuppeln der Güterwagen, neben weiteren Aufgaben, ist der Rangierlokführer zuständig. Das beinhaltet das Ausrichten der Kupplungen, das Umlegen des Bügels und das Verbinden der Druckluftleitungen. Manuelles Kuppeln und Entkuppeln von Güterwagen ist körperlich fordernde Arbeit – eine Aufgabe, die Rangierlokführer oft bis zu 200 Mal am Tag durchführen müssen.
 

Ein Lokrangierführer beim manuellen Kuppeln zweier Güterwagen.

Ein Lokrangierführer beim manuellen Kuppeln zweier Güterwagen.

Welche Automatisierungen gibt es in der Rangiertechnik?

Deshalb möchte DB Cargo die Umstellung der Fahrzeugflotten auf Digitale Automatische Kupplungen (DAK) vorantreiben. Diese Art der Kupplung muss nicht mehr von Rangieren händisch verbunden werden, außerdem kann sie Informationen durch den gesamten Zug leiten. Da viele andere Arbeitsschritte bereits erfolgreich automatisiert wurden, wie etwa das Kontrollieren der Wagen auf Schäden mittels Kamerabrücken und KI oder das Bedienen der Lok per Fernsteuerung, soll das Kuppeln der nächste Schritt Richtung Digitalisierung sein. 
 

Zwei Züge sind mit einer Digitalen Automatische Kupplung verbunden.

Die Digitale Automatische Kupplung (DAK) in einem Versuchszug während der Erprobungsphase.

Mit einem durchgehenden digitalen Informationsstrang ließe sich zum Beispiel auch ein ganzer Zug synchron bremsen. Bremsprüfungen für jeden Waggon durch die Wagenmeister würden so entfallen. Auch ließen sich einzelne Funktionen etwa von Kühl- oder Gefahrgutwaggons in digitalisierten Zügen gezielt steuern. Es ist der nächste wichtige Schritt auf dem Weg, mehr Güter auf die Schiene zu bringen.