Zwischen Skandinavien, Mittel- und Südeuropa werden pro Jahr mehr als 90.000 intermodale und konventionelle Güterwagen transportiert. Beladen sind sie mit Metall- und Steinprodukten, Haushaltsgeräten, Autoteilen sowie Forstprodukten. Die Güterzüge haben dabei zwei Routenoptionen: den Landweg via Dänemark über den Großen Belt oder die Öresundbrücke sowie den direkten Eisenbahnfährverkehr der Reederei Stena Line. Bereits seit 1994 setzt DB Cargo deshalb auf die Anbindung der Seehäfen Rostock und Trelleborg und sichert damit gleich auf zwei Wegen durchgehende Schienentransportlösungen von und nach Schweden. Neben den Regelverkehren, die über die Fähre befördert werden, hilft die Fährverbindung auch, bei Infrastrukturbauarbeiten oder im Havariefall auf dem Landweg die Schienenverbindungen zwischen den beiden Ländern aufrechtzuerhalten. Heute befördert DB Cargo gemeinsam mit Stena Line täglich bis zu 30 Güterwagen in beide Richtungen. Bei der Umleitung von Verkehren, die regulär auf dem Landweg fahren, wird die Kapazität entsprechend erweitert.
Neuer Dreijahresvertrag
Damit Bestandsverkehre gesichert werden und weiteres Wachstum auf der Schiene aktiv gefördert werden kann, haben DB Cargo und Stena Line jetzt einen neuen Dreijahresvertrag geschlossen. „Unsere Kombination Schiene-Schiff, Rail & Sail, hat Riesenpotenzial – nicht nur unter immer wichtiger werdenden Nachhaltigkeitsaspekten, auch ökonomisch zahlt sich unser langfristiger Fokus auf Schienenprodukte derzeit aus. Wir glauben an unser Angebot und arbeiten weiter hart für den Erfolg“, sagt Katrin Verner, Freight Commercial Manager Stena Line, und fährt fort: „Unsere beiden Eisenbahnfähren auf Rostock–Trelleborg sind die größten ihrer Art mit 1.000 Metern Gleis pro Schiff und bieten mit drei Abfahrten pro Tag hohe Frequenz und maximale Flexibilität. Unser internationales Expertenteam arbeitet rund um die Uhr für unsere Kunden, denn heute ist jede Ladung zeitkritisch. Die Fähren und die Kollegen sind die Standbeine für ein erfolgreiches Rail-&-Sail-Produkt, und wir freuen uns sehr, dass wir Kunden wie DB Cargo damit überzeugen können.“
Dazu haben wir auch mit Pierre Timmermans gesprochen. Vom Vorstand für Vertrieb bei DB Cargo wollten wir wissen:
Warum ist die Zusammenarbeit mit Stena Line so wichtig für DB Cargo?
Pierre Timmermans_ Für uns ist diese Kooperation so wichtig, weil Stena Line als einziger Anbieter in der Ostsee die Möglichkeit hat, Güterwagen auf Schienen zu transportieren. Und das ist eine Grundvoraussetzung für die Aufrechterhaltung unserer Zwei-Wege-Strategie – also die Verbindung von Schweden mit Mitteleuropa und Deutschland über die feste Schieneninfrastruktur via Dänemark und die Schienenfährverbindung Rostock–Trelleborg. Dadurch verkürzen wir nicht nur die Transportwege und -zeiten, sondern sichern auch Transporte für den Fall von außerplanmäßigen Sperrungen des Landwegs. Das ganze Konzept macht unsere Verkehre insgesamt resilienter, also weniger störanfällig. Trotzdem ist die Fähre für uns nicht eine bloße Fallback-Lösung, sondern vielmehr eine echte Option zur Entlastung der stark befahrenen Landstrecke über Dänemark und somit gleichzeitig eine Möglichkeit, die Qualität unserer Verkehre mit Blick auf Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zu verbessern.
Welche Vorteile entstehen den Kunden oder anders gefragt: Wie würde der Transport ohne den Vertrag mit Stena Line ablaufen?
PT_ Als Bahnlogistiker versuchen wir für unsere Kunden immer individuelle Lösungen zu schaffen und setzen dabei auf die optimale Verknüpfung aller Verkehrsträger – natürlich mit dem Kernelement Schiene. Dazu versuchen wir, mit Partnern wie Stena Line ein optimales europäisches Logistiknetzwerk aufzubauen. So sorgen wir für maximale Verlässlichkeit der durchgehenden Schienentransporte zwischen Deutschland und Schweden durch Umleitung auf die Seeroute, beispielsweise bei Sperrungen, Havarien oder Kapazitätsproblemen auf dem Landweg. Fällt der Landweg aus, können wir sehr schnell reagieren – der Verkehr läuft ohne Verzögerung weiter. Außerdem können wir so auch Spezialtransporte durchführen, die durch strenge Restriktionen auf den Brücken nicht möglich sind – wir transportieren so Gleisbaumaschinen, Triebzüge und andere sperrige Güter.
Sind Transporttrends auf diesen Routen erkennbar und was ergibt sich daraus an Handlungsbedarf für die Zukunft?
PT_ Wir sehen – und das passt ja zu unserer Wachstums- und Nachhaltigkeitsstrategie –, dass auch in der Wirtschaft der Trend zum „grünen Handeln“ geht. Unsere Zwei-Wege-Strategie ist dabei eine echte Alternative zu einem europaweiten Lkw-Transport. Der Trend geht eindeutig zum Wachstum auf der Schiene: Bei entsprechenden Rahmenbedingungen – insbesondere einer Stärkung der Hafeninfrastrukturen – wird es eine kontinuierliche Steigerung der Wagenzahlen über den Seeweg geben. Auch im intermodalen Bereich stellen die Fährverbindungen über die Ostseehäfen einen wichtigen Pfeiler für Verkehre von und nach Skandinavien und ins Baltikum dar. Für das Wachstum auf der Fährverbindung sind aus wirtschaftlichen Gründen lang laufende Verbindungen im Vor- und Nachlauf der Fährstrecke auf der Schiene erforderlich. Aktuell zeichnen sich hier interessante Projekte ab – vorstellbar ist da etwa eine Nord-Süd-Verbindung von Skandinavien bis nach Italien und zurück.
Welche Rolle spielen die Häfen für den Schienengüterverkehr in Hinblick auf Effizienzsteigerungen und Klimaziele?
PT_ Für mich als Logistiker ist klar: Häfen sind natürliche Aufkommensquellen für Gütertransporte und deshalb immer interessant für Logistiker und Transporteure – auch über die reine Fährverbindung hinaus. Gerade im Sinne der Erreichung der Klimaziele muss es doch unser gemeinsames Ziel sein, Häfen bestmöglich über die Schiene anzubinden und die Verkehrsträger vernünftig miteinander zu verknüpfen. Die Zwei-Wege-Strategie über Seeweg und Landweg zwischen Skandinavien und Mitteleuropa ist für DB Cargo ein integraler Bestandteil unserer Strategie. Auf diesem Weg können wir unseren Kunden ein attraktives, verlässliches und grünes Angebot zum Transport der Güter in Richtung Nordeuropa und zurück bieten. So können wir Güterwagen sprichwörtlich übers Wasser fahren – der Transport bleibt durchgängig auf der Schiene und grün.