Jeden Tag fahren tausende Güterwagen im Einzelwagenverkehr quer durch Deutschland. Doch wie funktioniert das eigentlich, dass alle Wagen im richtigen Verbund und mit ihrer korrekt sortierten Fracht unterwegs sind? Welche Berufsgruppen sind unterwegs, welche Aufgaben gilt es zu bewältigen? Das zeigen wir in einer zweiteiligen Serie über die Nachtschicht auf dem Rangierbahnhof.
Klingt simpel – ist es aber nicht!
Man könnte es ganz einfach erklären: In den Rangierbahnhof fahren Züge mit Güterwagen mehrerer Kunden ein, die Wagen werden aus ihrem ursprünglichen Verbund getrennt, neu zusammengestellt und fahren in ihrer neuen Sortierung wieder ab. Doch ganz so einfach ist es nicht: „Von der Ankunft bis zur Abfahrt eines Zuges liegen viele Schritte, die unterschiedliche Mitarbeitende mit vielen Handgriffen und unter Beachtung eines festgelegten Regelwerks durchführen“, so der zuständige Gruppenleiter von DB Cargo auf dem Rangierbahnhof Oberhausen.
Bei ihm in der Disposition startet die Arbeit an jedem Zug, der hier einfährt und in neuer Zusammenstellung den Rangierbahnhof wieder verlässt. Insgesamt können pro Nachtschicht bis zu 3.000 Güterwagen behandelt werden. Der Disposition fällt hierbei eine Schlüsselrolle zu: Hier werden die Zugbildung vorbereitet, die Mannschaften eingeteilt und die einfahrenden Züge auf die Gleise des Bergs verteilt.
Was bedeutet im Rangierbahnhof„Berg“?
Der Ablaufberg oder kurz Berg ist das Herzstück eines Rangierbahnhofs. Dabei handelt es sich um eine kleine Erhebung, auf die eine Rangierlok die zuvor abgeholten Wagen schiebt. Auf dem „Gipfel“ werden die Wagen getrennt und mithilfe der Schwerkraft rollen sie den Ablaufberg ins Tal hinunter. Dort werden sie über Weichen auf das ihnen zugewiesene Gleis geleitet.
Bei der Verteilung ist entscheidend, dass jeder einzelne Wagen identifiziert werden kann, damit er später im richtigen Verbund den Rangierbahnhof wieder verlassen kann. Daher hat jeder Güterwagen eine eigene Nummer, den sogenannten Schlüssel. Dieser transportiert gleichzeitig schon wichtige weitere Informationen über den Inhalt des Wagens, zum Beispiel, ob er Gefahrgut beinhaltet. Der Disponent hat hierbei alles im Griff und weist jedem ankommenden Zug ein Gleis auf dem Berg zu. Hier übernimmt der Zugsicherer und koppelt die bisherige Lok ab und die Rangierlok an – und ab geht es in Richtung Berg!
Viel Know-how gefragt
Damit dort alles seinen richtigen Gang geht, sind vorher noch einige Handgriffe und Vorbereitungen notwendig. Rangiervorbereiter erstellen gemeinsam mit dem Disponenten Zerlegelisten für den Zug, die anschließend an die Mitarbeitenden am Berg weitergegeben werden. Die Liste ist die Grundlage für die korrekte Teilung des Zuges und somit für die Zusammenstellung der neuen Züge, die den Rangierbahnhof später verlassen.
Nachts auf dem Rangierbahnhof
Der Berg ruft!
Bevor die Rangierlok aber die Wagen auf den Berg schieben kann, kommt der Wagenmeister ins Spiel. Er ist verantwortlich dafür, jeden einzelnen Wagen auf Schäden zu prüfen und ob die Ladung ordnungsgemäß gesichert ist. Wenn alle Wagen in betriebsfähigem Zustand sind, die Bremsproben bestanden haben und eventuelle kleinere Schäden behoben wurden, ist es endlich soweit: Der Berg ruft!
Wie es für die Güterwagen dann weitergeht und wie Berg- und Talmeister zusammenarbeiten, beleuchten wir in Kürze in der zweiten Folge.