DB Cargo fragt: Ganzzugspezialistin Claudia Werk

Welche Bedeutung hat der Ganzzug heute im europäischen Güterverkehr?
Der Ganzzug hat nach wie vor eine sehr große Bedeutung. Vor allem Chemiekonzerne nutzen ihn, um ihre Standorte in der Verbundproduktion mit Basischemikalien zu versorgen. Im Gegensatz zum klassischen Einzelwagenverkehr können hier große Mengen in einer kurzen Transportzeit von A nach B bewegt werden. Die durchgehende Beförderung ist besonders für den Gefahrguttransport von Vorteil – und schont die Umwelt.

Claudia Werk ist Leiterin des Sales & Operation Center Chemicals 1.

Wie sehen Sie Bedarf und Potenziale für den Ganzzugverkehr perspektivisch?
Der Bedarf wird nicht abnehmen, eher weiter zunehmen. Der Gütertransport im Ganzzug schöpft alle Vorteile der Eisenbahn voll aus, nirgendwo sonst können so große Mengen in einer Sendung schnell über große Strecken und mit hervorragender CO₂-Bilanz sowie Energieeffizienz befördert werden. Auch ersetzt eine durchschnittliche Tonnage unserer Chemieganzzüge 50 Lkw-Ladungen. Der Trend geht allerdings zu gesamtlogistischen Transportdienstleistungen: Künftig wird es nicht nur kundenindividuelle Ganzzüge, sondern viel mehr Branchen- oder Korridorlösungen geben.

Wie könnte das Produkt Ganzzugverkehr für den Kunden noch optimiert werden?
Mit Branchenprodukten ist schon viel gewonnen. Wenn sich mehrere Chemieunternehmen einen Ganzzug teilen, der dann mehrere Chemieparks anfährt, verschafft das Kunden mehr Flexibilität, auch mal kleinere Mengen zu versenden. Gruppierte Züge, eine Kombination aus Ganzzug und Einzelwagenverkehr, sollten weiterentwickelt werden. Optimierungspotenzial besteht außerdem bei der internationalen Sendungsverfolgung. Hier kann Digitalisierung helfen.