Die Digitalisierung hat für den Güterverkehr viele Vorteile in petto: Sie macht Transporte einfacher und effizienter. Bereits kleinteiligere technische Innovationen können den Unterschied ausmachen, zum Beispiel die Digitale Automatische Kupplung (DAK). Im Juni 2020 startete das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) beauftragte Pilotprojekt zur Demonstration, Erprobung und Zulassung der DAK für den Schienengüterverkehr. Seitdem läuft die Testphase.
Schraubenkupplungen per Hand bald nicht mehr zeitgemäß
Die digitale Kupplung ersetzt die seit über 100 Jahren im Schienengüterverkehr verwendeten Schraubenkupplungen. Züge müssen hier vollständig manuell ge- und entkuppelt werden. Um die Wagen zu verbinden, wird ein rund 20 Kilogramm schwerer Bügel auf den Haken des nächsten Wagens gelegt. Die Digitale Automatische Kupplung (DAK) kuppelt Güterwagen automatisch mechanisch miteinander und ermöglicht eine durchgängige Verbindung von Strom-, Daten- und Druckluftleitungen über die komplette Zuglänge. Das entlastet die Bahnmitarbeiterinnen und Bahnmitarbeiter von körperlicher Arbeit. Vor allem aber lassen sich Züge so deutlich schneller zusammenstellen. Allein DB Cargo kuppelt am Tag in Deutschland etwa 54.000 Wagen und Züge. Der gesamte europäische Schienengüterverkehr kommt sogar auf etwa 400.000 Kupplungsvorgänge am Tag.
Züge schneller zusammenstellen, Verkehrswende schaffen
Um die DAK zu realisieren, laufen derzeit verschiedene Tests, zuletzt in der Klimakammer der DB Systemtechnik in Minden. Dort werden unterschiedliche Kupplungstypen (Scharfenberg, SA3, Schwab) von verschiedenen Herstellern Temperaturen zwischen -25 Grad und +45 Grad ausgesetzt. Ulrich Meuser, Projektleiter: „Wir sind damit genau im Zeitplan. Das ordnungsgemäße Funktionieren der Kupplungen können wir nur mit umfangreichen Tests unter Realbedingungen erproben. Es hat sich aber schon jetzt gezeigt, dass die Digitale Automatische Kupplung das Zusammenstellen von Güterzügen erheblich beschleunigt und damit mehr Kapazitäten auf der Schiene schafft. So trägt die DAK ganz entscheidend zum Gelingen der Verkehrswende bei. Die Kupplungen werden in vier Temperaturbereichen, bei trockener Witterung, mit Schneematsch, Eis oder bei extremer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent getestet. Die Resultate sind bislang zufriedenstellend. Weitere Tests finden noch bis Ende Juni in Görlitz und Minden statt, bei denen unter anderem zahlreiche Kuppelversuche mit unterschiedlichen Wagenbeladungen und Geschwindigkeiten in unterschiedlichen Gleisradien durchgeführt werden. Das Zwischenfazit der Experten nach den bisher durchgeführten Tests ist insgesamt positiv, wenngleich an einigen Stellen Nachbesserungsbedarf identifiziert worden ist.
Zentrales europäisches Projekt
Hinter der Erprobung und den Tests der DAK steht das Konsortium DAC4EU (Digital Automatic Coupling for Europe), bestehend aus sieben Partnern (DB Cargo, Ermewa, GATX Rail Europe, Rail Cargo Austria, SBB Cargo, VTG) unter der Leitung der DB AG. Das Bundesverkehrsministerium finanziert das Projekt mit 13 Millionen Euro. Mehr Infos gibt es auf der Projektseite www.dac4.eu. Auch die EU-Verkehrsminister haben sich zu dieser Technologie bekannt und die DAK in der Berliner Erklärung zum zentralen europäischen Projekt für den Schienengüterverkehr erklärt. Alle folgenden Themen zur Vorbereitung des Einsatzes der DAK, wie technische Spezifikationen, Business Cases oder die Migrationsplanung, werden auf europäischer Ebene im European DAC Delivery Programme (EDDP) gemeinsam im Sektor erarbeitet.
Funktionsweise der Digitalen Automatischen Kupplung DAK.
Eine DAK verbindet Güterwagen automatisch miteinander. Sie stellt ohne Handarbeit des Rangierpersonals eine mechanische Verbindung zwischen den Wagen her.
Gleichzeitig kuppelt die DAK die Luftleitung für die Bremse sowie eine Strom- und Datenbusleitung aneinander; auch dies geschieht automatisch.