Viele Unternehmen fragen sich, wie sie Produktion und Logistik nachhaltiger gestalten können. Im Bereich Transport steht die Verkehrsverlagerung auf die Schiene ganz weit oben. Diesen Schritt hat das Holzverarbeitungsunternehmen binderholz bereits vor vielen Jahren im Werk im baden-württembergischen Oberrot unternommen. Ein eigener Gleisanschluss, der wiederum den Lkw-Anteil in der Lieferkette weiter reduziert, ist nun der nächste Schritt zu einer noch grüneren Supply Chain.
Wenn zwei an einem Strang ziehen, ist viel möglich
Im Falle von binderholz ist dies aufgrund der Entfernung zum nächsten Gleis jedoch nicht so ohne Weiteres möglich, es müssen also Alternativen her. Und da wurde Martin Fiebig aus der Abteilung Sales and Operations Timber bei DB Cargo Logistics in der näheren Umgebung fündig. Fiebig erkannte frühzeitig, dass der Verladebahnhof Wilhelmsglück bei Michelbach an der Bilz im Sommer 2021 vom damaligen Nutzer aufgegeben wird und sich hervorragend für binderholz eignen würde.
Zu dieser Zeit nutzte binderholz einen nahegelegenen Bahnhof für den Umschlag von Rund- und Schnittholz, allerdings hatte dieser seine Kapazitätsgrenzen erreicht und eine Ausweitung der Transportvolumina war dort nicht mehr möglich. Dies widersprach dem Vorhaben des Unternehmens, noch mehr Güter auf die Schiene zu bringen. Daher kam die Idee mit dem „Umzug“ nach Wilhelmsglück genau zur richtigen Zeit.
Reaktivierung mit Potenzial
Um den Verladebahnhof Wilhelmsglück wieder vollumfänglich in Betrieb nehmen zu können, mussten vom Vorbesitzer erst noch einige bauliche Maßnahmen umgesetzt werden. Ein ausgebautes Gleis wurde wieder eingebaut und wird seit der „Reaktivierung“ als Ladegleis für den Güterumschlag zwischen Schiene und Straße genutzt. Im November 2022 machten sich dann die ersten Rungenwagen mit Schnittholz im Einzelwagenverkehr auf den Weg Richtung Wismar. Weitere Transporte zu den Seehäfen Brake und Bremen sind bereits in Planung.
Derzeit erfolgen zwei Bedienungen pro Woche mit je bis zu sechs Wagen, die Gleislänge in Wilhelmsglück lässt dabei sogar den Umschlag von bis zu zehn Güterwagen zu. Das derzeitige Transportvolumen von zwölf Wagen pro Woche spart bereits 24 Lkw-Fahrten und somit jede Menge CO2 ein. DB Cargo Logistics und binderholz planen perspektivisch, die Gleislänge von 240 Metern vollumfänglich auszunutzen. Zudem besteht auch die Möglichkeit, Rohholz über Wilhelmsglück anzuliefern.
Full Service durch DB Cargo Logistics
Dieses Erfolgsprojekt konnte nur aufgrund der engen, langjährigen Zusammenarbeit der beteiligten Akteure gelingen, so Martin Fiebig: „Wir betreuen binderholz schon viele Jahre und kennen die Wünsche und Bedürfnisse des Unternehmens. Als wir realisierten, welche Chance der Umzug nach Wilhelmsglück für binderholz bietet, haben wir uns direkt gemeinsam mit dem Kunden an die Arbeit gemacht – das Ergebnis kann sich sehen lassen.“ Durch das geglückte Projekt „Gleisanschluss“ wurde die Verbindung zwischen DB Cargo Logistics und binderholz weiter gestärkt, denn das Unternehmen wurde während des gesamten Prozesses engagiert betreut. Das Resultat ist ein Win-Win für beide Partner.
Vorteile des eigenen Gleisanschlusses
binderholz profitiert dabei nicht nur von der Möglichkeit, die Transportvolumina auf der Schiene auszubauen. Wilhelmsglück bietet zusätzlich zum eigenen Verladegleis auch noch ein größeres Gelände um den Gleisanschluss herum. Hier können die Holzprodukte zur anschließenden Verladung angeliefert werden sowie eine Infrastruktur mit Bürocontainern und dem eigenen Fuhrpark inklusive des 16-Tonnen-Staplers aufgebaut werden. Wilhelmsglück ist ein Invest in die Zukunft, in die Schiene und in eine Zusammenarbeit mit viel Potenzial.